Abenteuer Analog
Geschichte eines Abenteuers
4.8.2015
Es geht los! Die Entscheidung ist gefallen: Der neueste Zugang, die
Agfa Isoly IIa wird die erste Kamera sein, die nach
fast 20 Jahren wieder einen Schwarz-Weiß-Film, der selber
entwickelt werden wird, aufnimmt.
Den letzten Film hab ich am 20.9.1995 entwickelt. In Vorbereitung
auf diese Aktion hab ich die Kamera oberflächlich gereinigt und das
Objektiv mit Objektivreinigungstüchern gereinigt, die ich 1990 für
55 Schilling gekauft habe: "
ProPhot -
for cleaning camera lenses".
6.8.2015
Nach einem Anruf bei
Foto Kücher hab ich das Geschäft besucht und einem
etwas älteren Verkäufer auf seine Frage geantwortet: "Ich hätte
gerne einen Rollfilm." - "24 oder 36 Bilder?" - "Äh, der hat nur 16
Bilder für meine Kamera." - "Na, des muss vor meiner Zeit gewesen
sein, i hol meine Kollegen." - "?"
Der andere Verkäufer hat dann gewusst, was ich will. Ich hab einen
Ilford FP4, einen
T-Max 100 und einen
Kodak Portra 400 mitgenommen. Letztlich hab ich
mich entschieden, den FP4 in Standard-ISO 125 zu verwenden.
Es war ein wahrlich spannendes Ereignis, das erste Mal seit langer
Zeit (der letzte Rollfilm war 1988 - also vor 27 Jahren) wieder
einen 120-er Film in eine Kamera einzulegen:
Die Spule in der Kamera auf die andere Seite geben. Rollfilm
aufreißen, das Siegel öffnen, die Lasche in die neue "Nehmerrolle"
einführen und den Drehknopf betätigen. Die Lasche greift, der Film
spult weiter. Inzwischen die "Geberrolle" immer auf Spannung
halten, damit die nicht aufspult. Kamera schließen und durch das
rote Fenster schauen: kleiner Kreis, mittlerer Kreis, großer Kreis,
Nummer 1. Jetzt gehts los!
Die Kamera macht 4x4cm Bilder. Also haben auch nicht 12 sondern 16
Bilder auf dem Film platz. Wichtig war auch, ein Kartonstück
zwischen Kamera und Kameratasche zu stecken, denn der Apparat hat
keine Klappe für das rote Fenster.
20.8.2015
Inzwischen hab ich einen netten Neuzugang bekommen, die
Voigtländer Vito B von Ende 1959. Eine ziemlich
sympathische Sucherkamera, die ich sofort in mein Herz geschlossen
habe.
Sie ist die zweite Kamera, die einen selber zu entwickelnden Film
aufnehmen wird. Diesmal einen
Ilford FP4 im
Kleinbildformat 135. Interessant bei diesem Modell
ist, dass man den Lichtwert einstellen muss.
Anschließend hat man dann alle möglichen Zeit/Blenden-Kombinationen
zur Verfügung. Mit einmal eingestelltem Lichtwert kann man dann die
Zeit verändern und die Blende ändert sich automatisch mit oder man
dreht am Blendenring, dann ändert sich die Zeit automatisch. Nicht
einstellbare Werte sind nicht möglich, erst, wenn man den Lichtwert
verändert.
30.8.2015
Der zweite Film. Ein C41-Farbfilm. Das ging schnell und war im
Urlaub auch eine lustige Sache.
2.9.2015
Der dritte Film. Wieder ein Farbnegativfilm. Inzwischen geht auch
die Handhabung des Unittic-Belichtungsmessers flotter von der Hand.
Allerdings bin ich nach dem Urlaub beim Vergleich mit dem
funktionierenden Gossen Lunasix F draufgekommen, dass er um etwa
einen Lichtwert nicht stimmt. Jetzt kann ich nur mehr auf die Filme
warten und schauen, was wie drauf ist.
9.9.2015
Ich hab die Filme zurückbekommen - schaut gut aus. Negativfilme
sind also ziemlich tolerant was die Belichtung angeht. Da braucht
man also keine Haarspalterei betreiben.
20.9.2015
Ich hab den Praktica Diakopiervorsatz mit dem 50mm / f=1,8 und 24mm
Zwischenringen sowie dem PB-EOS-Bajonett-Adapter verwendet und dann
noch den Canon Blitz dahintergestellt um die Negative
abzufotografieren. Das funktioniert ja besser als gedacht. Für die
Rollfilme werd ich mir aber etwas eigenes bauen müssen.
23.9.2015
Pantschen beginnt: Ich hab den ID-11 Entwickler und den Rapid
Fixierer angesetzt. Ebenso ein Stoppbad mit 2%iger Essigsäure. Es
ist erstaunlich, wie bekannt mir der Duft der doch etwas giftigen
Chemikalien vorkommt. Vor allem der Fixierer. Es ist ja doch
immerhin 20 Jahre her, dass ich den letzten SW-Film entwickelt
habe.
Und 27 Jahre (1988) dass ich den letzten 120-er Rollfilm verwendet
habe.
Tatort: WC; 1m^2, Klodeckel zu. Behälter auf das Fensterbrett,
alles andere auf den Klodeckel.
Rollos herunter, Jacke vor den Klotürspalt und los gehts!
Ich hatte es nicht mehr in Erinnerung, dass der Rollfilm dermaßen
"gespannt" ist und sich so schnell einringelt. Das war schon mal
die erste Herausforderung. Der Rand des Schutzpapieres ist ein
wenig "scharf". Und die schlimmste Erfahrung war heute der
Klebstreifen am Ende des Rollfilmes. Der klebt ja wie
"Hölle".
Letztendlich ist der Film nach etwa 10 Minuten aufgespult und vom
Schutzpapier getrennt. Morgen folgt in aller Ruhe die
Entwicklung.
24.9.2015
Der erste Film der Agfa Isoly IIa ist entwickelt.
25.9.2015
Der erste Film der Voigtländer Vito ist entwickelt.
26.9.2015
Der erste Film der Zeii Ikon Nettar 515/16 ist entwickelt.
27.9.2015
Ich bekomme eine Agfa Isola mit einem Film, der vermutlich seit 35
Jahren in der Kamera ist und noch 2 Bilder frei hat. Das probier
ich!
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